Die Frage nach der dramatischen Verlängerungs-Niederlage im WM-Final (0:1 gegen die USA) lautet: Gibt es Gründe, warum es am 31. Mai 2026 in Zürich zum ersten Mal zum Titel reichen könnte?
Ob der Enttäuschung nach dem vierten verlorenen Endspiel (2013, 2018, 2024, 2025) geht leicht vergessen, wie gut die Chancen bei der WM im nächsten Frühjahr in Zürich und Fribourg sind. Somit lautet die Antwort: Ja, es gibt gute Gründe, warum es bei der WM 2026 für Gold reichen kann.
Die Magie dieses Turniers ist im Quadrat grösser als die einer WM. Erst recht, weil 2026 die NHL erstmals seit 2014 wieder Pause macht, um den NHL-Stars die Teilnahme am Olympischen Turnier zu ermöglichen. Das bedeutet: Die Konkurrenz wird bei der WM 2026 weniger gute NHL-Spieler in ihren Teams haben als dieses Jahr. Die Doppelbelastung Olympia/WM werden sich einige Stars aus Finnland, Tschechien, Kanada, Schweden oder den USA nicht zumuten. Zumal der Sommer durch die WM noch eine Woche kürzer wird als dieses Jahr: Der Final wird erst am 31. Mai gespielt. Patrick Fischer kann hingegen damit rechnen, dass jeder NHL-Schweizer zur WM kommt, der nicht mehr in den Stanley Cup-Playoffs engagiert ist.
… einige sagen sogar, die beste! Also wird eine Nationalmannschaft, die auf die meisten Spieler aus dieser Liga zurückgreifen kann – also die Schweiz – ein Titelkandidat sein.
Zum ersten Mal in der Geschichte haben sie die Chance, im eigenen Land Weltmeister zu werden – eine «Jahrhundert-Chance», die unter so günstigen Voraussetzungen für die aktuelle Spielergeneration so schnell nicht wiederkehren wird.
Ein WM-Titel im Olympischen Winter ist hingegen für die Tschechen, Finnen, Schweden, Kanadier oder Amerikaner weniger aufregend: Wir sind wieder mal Weltmeister, na und? Dieser Motivationsvorteil kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Mit ziemlicher Sicherheit hätten die Schweizer den sonntäglichen Final gegen die USA in Zürich 1:0 gewonnen und nicht 0:1 verloren.
Michael Fora (30), Sven Andrighetto (33), Dean Kukan (31), Christian Marti (33), Christoph Bertschy (32) und Andrea Glauser (30). Eine der besten Spielergenerationen unserer Geschichte tritt jetzt in einen goldenen Karriereherbst ein. Wenn es 2026 nicht gelingt, könnte es zu spät sein.
Er hat im WM-Final bewiesen, dass er noch immer einer der besten Goalies der Welt sein kann. Wer 2025 MVP (wertvollster Spieler des Turniers) war, kann auch 2026 noch mithalten. Das Goalie-Problem wird uns 2026 noch nicht plagen.
Die Erhöhung von vier auf sechs Ausländer vor drei Jahren war eine der am heftigsten diskutierten Veränderungen. Nun zeigt sich eine positive kurzfristige Auswirkung: Die teaminterne Konkurrenz ist grösser, die Komfortzonen sind kleiner und die besten Schweizer Spieler der Liga in diesem Leistungs-Reizklima besser geworden.
Für die jungen Talente wird es allerdings schwieriger, einen Platz zu erkämpfen – aber es bleibt immer noch die Möglichkeit, Ligareife in ausländischen Nachwuchsmeisterschaften zu erarbeiten. Alles zusammengerechnet bedeutet: Die Liga macht auch in der nächsten Saison die besten Schweizer besser.
Ein Titan fehlt also auch bei der nächsten WM. Zudem ist die KHL nächste Saison nach wie vor für die allermeisten Schweden und Finnen kein Thema. Die Qualität der Ausländer bleibt unverändert hoch, damit auch das Niveau der Liga – und der Nationalmannschaft.
Patrick Fischer und seine Spieler können inzwischen mit hohen Erwartungen umgehen. Mit dem verlorenen WM-Final von 2025 sind sie um eine wertvolle Erfahrung reicher – und besser.
… und den Schweizern vertraut wie eine Wohnstube. Eine emotionalere Kulisse werden sie bei einer WM auf Jahre hinaus nicht mehr haben. In diesem Fall: Heimvorteil pur. Die Schweizer werden die Gruppenspiele in Zürich bestreiten. Der Halbfinal und Final werden ebenfalls in Zürich gespielt, je zwei Viertelfinals in Zürich und Fribourg.
Ausser Deutschland (Finalniederlage 2023 gegen Kanada) ist jedes Team, das beim aktuellen Modus den Final erreicht hat, mindestens einmal Weltmeister geworden.